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Technik

Leidenschaft für Feuer & Formen – Schmiedemeister Christoph Thausing

Der Lärm ist zu laut, um das freundliche Hallo zu hören, das Herr Thausing uns beim vereinbarten Telefoninterview entgegenbringt. Erst als der Schmiedemeister sein heißes und lautes Arbeitszuhause verlässt, können wir die Unterhaltung starten. Hitzig wurde unser Gespräch allerdings nie. Im Gegenteil: Wir haben in Ruhe mit ihm über seinen Werdegang, seine Trainertätigkeit am WIFI und natürlich seine Leidenschaft für Feuer & Formen gesprochen.

WIFI: Herr Thausing, danke für das Gespräch und die mittlerweile ruhige Hintergrundstimmung. Sie kommen also gerade aus der Werkstatt?

Thausing: Ja, hier bin ich meistens. (lacht)

WIFI: Wollen Sie uns ein bisschen mitnehmen. Wie sah Ihr Werdegang aus, bis Sie schließlich heute hier vom Telefon abgehoben haben?

Thausing: Gerne doch. Mein Weg verlief – wie wahrscheinlich die meisten – eher kurvig. Ich habe zwar die Lehre zum Schmied abgeschlossen, mich dann aber ganz anders orientiert und als Kunstassistent in der Generali Kunst Arena in Wien gearbeitet. Anschließend folgten noch ein paar Stationen in Europa, bevor ich mich dann mit 29 oder 30 Jahren „back to the roots“ aufmachte.

WIFI: Spannend. Wie kam es?

Thausing: Es war das, was mich immer schon fasziniert. Es war das, wo meine Leidenschaft drinsteckt. Ich habe dann den Meister in Schmiedekunst gemacht und gemeinsam mit meinem Partner Josef Jobst die Schmiede gegründet, wo wir uns mit viel Hingabe individuellen Anfertigungen widmen.

Schmiedemeister Christoph Thausing und Josef Jobst Schmiede Klagenfurt

WIFI: Was fasziniert Sie so daran?

Thausing: Wahrscheinlich die Kreativität und sicherlich auch das Element Feuer. Ich kann dabei außergewöhnlich Sachen schmieden und meiner Fantasie nachgehen. Besonders spannend finde ich auch das Forschen und Entdecken von alten Techniken.

WIFI: Wie nutzen Sie das Wissen in der Praxis?

Thausing: Wenn es zum Beispiel darum geht, Altes wieder zu verwenden und dieses zu restaurieren, kommen mir natürlich die alten Methoden zugute. Ich liebe aber auch die moderne Metallgestaltung. Ich möchte mich da gar nicht auf einen Weg festlegen. Es gibt ja nicht den einen universell richtigen Weg. Sondern vielmehr den einen für dieses spezielle Werkstück passenden.

WIFI: Und seit gut einem Jahr unterrichten Sie auch am WIFI. Wie kam das?

Thausing: Ja, richtig. Seit 2022 lehre ich am WIFI im Bereich der Schmiedekunst und genieße dabei den Austausch in der Werkstatt sehr. Das alte Handwerk erfreut sich aktuell immer größerer Beliebtheit und somit sind auch die Kurse immer gut besucht. Das freut mich natürlich.

WIFI: Welche Kurse unterrichten Sie?

Thausing: Aktuell lehre ich in den Kursen Schmieden Einführung, Schmieden Fortbildung, Kunstschmieden und Drehen/Fräsen und Schmieden und begleite bei den Kursen zur Meister– bzw. Lehrabschlussprüfung in den Fachgebieten Schlosser und Schmied.

WIFI: Bei unserem Gespräch spürt man deutlich Ihre Leidenschaft für das Thema. Wie bringen Sie das an die Teilnehmenden bzw. möchten Sie das überhaupt?

Thausing: Unbedingt! (lacht) Nur, wer mit Interesse und Leidenschaft konstant am Ball bleibt, kann sich auch verbessern. Wie überall im Leben lernt man auch beim Schmieden am besten von den eigenen Fehlern. Und deshalb ist es quasi auch Teil meiner Lehrtätigkeit, dass ich meine Teilnehmenden auch mal „anrennen“ lasse.

WIFI: Wie meinen Sie das?

Thausing: Ich möchte die Leute in meinen Kursen fördern, indem ich sie fordere. Ich wähle absichtlich schwere Stücke, damit alle auch ein Stück weit daran scheitern. Denn aus meiner Erfahrung lehrt einen nichts besser und schneller als Fehler. Mir geht es darum, dass man seine Liebe zum Handwerk entdeckt und den Prozess zu schätzen lernt. Und die Schmiedekunst ist eben kein Ponyhof (lacht).

WIFI: Wie wichtig sind die Basisfertigketen in Ihren Kursen?

Thausing: Darauf lege ich tatsächlich sehr viel Wert. Denn ich bin der Meinung, dass die Basisfertigkeiten der Grundstein für alle kreativen Ergüsse sind. Nur, wer das Handwerkt von Grund auf versteht, kann darin auch sattelfest und gut werden. Viele Teilnehmende in meinen Kursen möchten sich mit dem Kurs selbstständig machen oder sind es bereits. Und da ist es einfach essenziell, dass die Grundlagen passen – es ist quasi wie das 1×1 in der Schule.

WIFI: Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Teilnehmenden?

Thausing: Anfangs kommen schon etwas irritierte Blicke, wenn sie die Schwierigkeit so mancher Werkstücke begreifen. Doch alle sehen schnell, wie weit sie mit dieser Taktik kommen und wie schnell sie ihre Fähigkeiten verbessern können. Alle Teilnehmenden haben Zeit und Geld investiert, um am Kurs teilnehmen zu können. Da möchte ich auch das meistmögliche Wissen übermitteln und die Qualität des Kurses hochhalten.

WIFI: Und wie setzen sich Ihre Kurse zusammen?

Thausing: Das lässt sich pauschal nicht sagen, aber das Niveau im letzten Kurs war durchaus hoch. Wir hatten 3 Schlossermeister, sowie einen Selbstständigen im Kurs, was natürlich auch die Qualität der ganzen Gruppe gehoben hat. Auch ich profitiere von dem Austausch und Wissenstransfer mit anderen Kollegen.

WIFI: Hat man als Schmied also nie ausgelernt, so wie es einem das alt bekannte Sprichwort „Was der Schmiedl nicht lernt, lernt der Schmied nimma mehr“ glauben machen möchte?

Thausing: (lacht) Auf keinen Fall. Ich teile mein Wissen und habe Spaß daran, auch Neues zu lernen. Es ist ein Austausch auf Augenhöhe und nach den intensiven Kursabenden gehen wir alle gesättigt aber bereichert raus. Ich denke, dass es keinen Beruf gibt, in dem man je fertig ist. Und wenn ja, stelle ich es mir eher langweilig vor.

WIFI: Dann wollen wir Sie mal nicht weiter von Ihrem Lieblingsplatz – der Schmiede – fernhalten und bedanken uns für das äußerst nette Gespräch.

Mehr zur Schmiede Klagenfurt

Die beiden Schmiedemeister Christoph Thausing und Josef Jobst haben die Kunstschmiede gegründet, um das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Heute fertigen die beiden dekorative Geländer ebenso wie außergewöhnliche Skulpturen. Ihr Herz glüht bei kreativen Kundenwünschen mindestens genauso heiß wie der Schmiedeofen, denn laut eigener Aussagen „hat jedes Stück Metall seine ganz eigene Geschichte zu erzählen.“

Schmiedekurs am WIFI Kärnten

Fotos von der Schmiede Klagenfurt persönlich zur Verfügung gestellt.

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