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Management

Unverpacktladen „Kleine Freiheit“ – Der Anfang von etwas Größerem

Mit dem Unverpacktladen „Kleine Freiheit“ bringt Sophie Meierhofer ihr Engagement gegen globale Ungerechtigkeit nach Kärnten. Ihre Vision verspricht aber mehr.

Sophie Meierhofer kleine freiheit unverpackt

Sophie Meierhofer hat gesehen, was wir nur zu gerne verdrängen. Sie hat erfahren, unter welchen Bedingungen unsere Technologien hergestellt werden. Sie hat gelernt, dass Entwicklungshilfe nicht dort ansetzen kann, wo deren Auswirkungen am größten sind. Und sie hat gespürt, dass sie Teil der globalen Veränderung sein will, nein muss.

Wir durften mit einer mutigen und zukunftsorientierten Kärntner Unternehmerin sprechen, und haben erfahren, warum sie die Kleine Freiheit gegründet hat, wieso das nur der Beginn ihrer Reise ist und was ihre liebste Zukunftsvision ist.

WIFI: Frau Meierhofer, Sie sind gerade am Weg in den Laden Kleine Freiheit in Klagenfurt. Erzählen Sie doch gerne mal davon.

Sophie Meierhofer: Sehr gerne doch. Die Kleine Freiheit in Klagenfurt ist ein Unverpacktladen. Bei mir kann man Lebensmittel, Kosmetikartikel und Haushaltsartikel einkaufen wie früher. Man bringt dazu einfach seine eigenen Gefäße mit (oder kauft diese bei mir im Laden) und bezahlt mittels Waage an der Kasse. Man zahlt also nur den Inhalt.

WIFI: Und wie entscheiden Sie, welche Produkte in der Kleinen Freiheit angeboten werden?

Sophie Meierhofer: Die Kriterien, nach denen ich Produkte für die Kleine Freiheit auswähle, sind:

  • Regionalität
  • Biologischer Anbau
  • Kleinbäuerliche Produktion
  • Lieferung in Mehrwegbehältnissen

Aktuell habe ich mehr als 500 Produkte im Sortiment und meine Stammkunden und -kundinnen schätzen es sehr, dass ich zu jedem Produkt die Geschichte, die Produktion und Standort-Infos kenne. Einkaufen ist bei mir halt ein Erlebnis (lacht).

WIFI: Zero Waste, klimaneutral und Nachhaltigkeit sind aktuell große Trends. Man spürt aber zwischen den Zeilen bei Ihnen mehr als Trend. Was bewegt sie dazu?

Sophie Meierhofer: Unbedingt. Klima- und Ressourcenschonung ist kein Trend, es ist überlebenswichtig. Für uns in Europa, aber natürlich für den globalen Süden ganz enorm. In meiner Zeit in Afrika (7 Jahre Südafrika, Kamerun, Togo und Sambia, Anm. der Redaktion) habe ich mit eigenen Augen gesehen, welche Auswirkungen unser bequemer Lebenswandel dort hat.

Müllberge, auf denen Kinder spielen bzw. noch verwertbare Dinge suchen. Minen, in denen seltene Erden für unsere Elektrik abgebaut werden und schreckliche Armut, die das ausbeuterische Wirtschaften mit sich bringt.

WIFI: Und wie kam dann der Schritt zurück in die alte Heimat Klagenfurt?

Sophie Meierhofer: Ich habe in den 7 Jahren dort begriffen, dass Veränderung nur bei uns – in Europa & Co – stattfinden kann. In Afrika und anderen Ländern des globalen Südens, kann man zwar Brände löschen, die Zündhölzer müssen wir aber hier bei uns abbrechen. Und der Unverpacktladen ist für mich der erste Schritt zu meinem Beitrag in Österreich.

WIFI: Der erste? Was möchten Sie noch tun, was ist Ihre Vision?

Sophie Meierhofer: Oh, da machen Sie jetzt aber ein großes Fass auf (lacht). Also für mich ist der Unverpacktladen wirklich der erste Schritt, um Menschen wieder in Verbindung zu bringen, mit dem was sie konsumieren. Ein Bewusstsein zu schaffen für Rohstoffe, für Produktionsbedingungen und für saisonale Güter.

Mit meiner gleichnamigen Plattform, die hoffentlich Kärnten weite Kooperationen bringen wird, möchte ich meinen ganzheitlichen Ansatz der Transformation vorantreiben.

WIFI: Wie sieht dieser ganzheitliche Ansatz aus? Welche Stellschrauben sind Ihrer Ansicht nach wichtig?

Sophie Meierhofer: Für mich gibt es da 3 Säulen:

  1. Infrastruktur: Dazu zählt zum Beispiel die Kleine Freiheit und insgesamt ein einfacher Zugang zu unverpackten Lebensmitteln und dem Zero Waste-Prinzip.
  2. B2B: In Unternehmen, der Politik und Betrieben muss Bewusstsein geschaffen und aufgezeigt werden, wie stark man als Betrieb von nachhaltigem Wirtschaften profitieren kann.
  3. Community Engagement: Schulprojekte, Workshops & Co sollen alle (schon die Kleinsten) für das Thema sensibilisieren. Nähere Infos zu meinen Kleidertausch-Events, Fermentierungs-Kursen und Schul-Projekten gibt es auf meinem Instagram-Kanal

WIFI: Ich möchte beim B2B-Thema einhaken. Sie leiten auch einen Kurs am WIFI zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement? Zahlt dieser auf die 2. Säule ein?

Sophie Meierhofer: Ja, auf alle Fälle. Die Zielgruppe des Nachhaltigkeitsmanagement-Lehrgangs sind Unternehmen, aber auch Selbstständige, die dieses Thema verstehen und vor allem für sich nutzen wollen. Wir möchten mit diesem Lehrgang nicht anprangern oder Status-Quos vorwerfen, wir möchten zeigen, dass ressourcenschonende Veränderungen oftmals leichter gehen als man glaubt. Dafür aber große Wirkung entfalten können.

WIFI: Das System oder der Mensch selbst – wer muss sich verändern?

Sophie Meierhofer: Beide. Ganz klar. Aktuell putzt sich das eine am anderen ab. Um die Transformation zu schaffen, müssen aber beide Parteien (Individuum & Politische Systeme) an einem Strang ziehen. Und es soll kein Verzicht, keine Strafe oder Bürde sein. Nachhaltiger Lebensstil kann günstiger sein, Spaß machen und uns wieder mehr mit der Natur zu verbinden. Meine Stammkund:innen sind nicht die wohlhabenden, sondern oftmals junge Eltern, die durch ihren Nachwuchs die Dringlichkeit dieses Themas am eigenen Leib spüren.

WIFI: Ich könnte mir vorstellen, dass diese Idee viel Zuspruch erfährt. Wie kann man sich beteiligen?

Sophie Meierhofer: Einfach auf meinem Instagram-Kanal oder auf meiner Website vorbeischauen und mit mir Kontakt aufnehmen. Ich freue mich immer über Kooperationspartner, die mir dabei helfen, diese Vision für Kärnten, Europa und die Welt voranzutreiben!

WIFI: Danke für das sympathische Gespräch, ihr großartiges Engagement und die Bereicherung im Klagenfurter Nahversorger-Bereich!

Titelbild: Stadtmarketing Klagenfurt/Thomas Hude; Portrait von Sophie Meierhofer persönlich zur Verfügung gestellt

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