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Persönlichkeit

Geben wir dem Lampenfieber keine Chance!

Je näher eine Rede oder Präsentation rückt, desto höher steigt oft der Adrenalinspiegel. Doch was tun, um das Lampenfieber im Zaum zu halten? WIFI-Rhetoriktrainerin Claudia Darnhofer erklärt, wie wir einen kühlen Kopf bewahren.

Eines gleich vorweg: Auch große Künstler:innen haben Lampenfieber. Und das ist gut so! Denn ein gesundes Maß an Aufregung hilft uns, konzentriert zu bleiben. Problematisch wird Lampenfieber erst   dann, wenn   uns   die   Ängste   einschränken.   Doch   warum   haben   wir   Lampenfieber?

Claudia Darnhofer WIFI Kaernten Rhetorikakademie

„Lampenfieber ist vor allem die Angst vor Wertung. Das hat in erster Linie mit unserem Selbstbewusstsein und unserer Eigenwahrnehmung zu tun. Wenn ich daran bewusst ‚arbeite‘ und mir gleichzeitig Methoden und Instrumente gegen das Lampenfieber aneigne, bin ich auf einem guten Weg“, sagt Claudia Darnhofer, Trainerin der Rhetorik-Akademie. Sie ist davon überzeugt, dass Menschen, die sich selbst mögen und zu sich stehen, auch andere leichter begeistern können.

Mit Vorbereitung und BRAVO gegen das Lampenfieber

Was also tun, um das Lampenfieber zu senken? Das beste Mittel sei laut Darnhofer die richtige Vorbereitung. Dazu zählen viele Aspekte, wie zum Beispiel: Machen Sie sich zuerst mit den Örtlichkeiten vertraut. Wie ist der Saal aufgebaut, welche Bestuhlung brauche ich?  Welche Technik gibt es vor Ort? Wenn man rechtzeitig da ist und sich mit der Umgebung vertraut macht, ist zumindest dieser Faktor keine große Unbekannte mehr. Um gegen technische Ausfälle gewappnet zu sein, ist es hilfreich, die Präsentation vorab an den Veranstalter zu schicken und ein Handout für das Publikum mitzunehmen. Auch sollte man sich mit dem Rahmenprogramm vertraut machen: Wann bin ich an der Reihe? Welche Themen werden vor mir präsentiert? Welche möglichen Widerstände gibt es beim Publikum?

Eine weitere beliebte Technik, die die Rhetoriktrainerin gegen das Lampenfieber vor Präsentationen oder Auftritten empfiehlt, ist die sogenannte BRAVO-Methode:

  • Bewegung: Wenn wir nervös werden, verspannen wir uns. Deswegen am besten ein paar Lockerungsübungen machen, Schultern kreisen und dem Körper sagen „Wir sind entspannt!“.
  • Ruhe: Die Hand auf den Solarplexus, das ist der Bereich unter dem Brustbein, legen und ein paar Mal bewusst tief ein- und ausatmen. Das sorgt dafür, dass man ankommt und sich bewusst spürt.
  • Affirmation: Sich selbst sagen, dass man das schafft und alles gut gehen wird. Allerdings muss man diese positive Aussage auch wirklich glauben!
  • Visualisierung: Mit der Vorstellung in die Präsentation gehen, wie es sich anfühlen wird, wenn wir die Präsentation erfolgreich geschafft haben. Das kann zum Beispiel die Vision von einem klatschenden Publikum sein oder die Belohnung danach.
  • Offensive: Wenn man die ersten Sätze auswendig lernt, dann ist der gelungene Einstieg garantiert. Das schafft Sicherheit. Unterstützend ist auch das laute Lesen von einem Text, das den “Mund aufwärmt”.

Aber auch das Arbeiten an der eigenen Körpersprache hilft uns, selbstbewusster aufzutreten und uns überzeugender auszudrücken. Üben Sie zum Beispiel, Ihre Hände beim Sprechen aktiver einzusetzen. Durch ihre Erfahrung als Coach rät Darnhofer dazu, sich einfach auszuprobieren: „Gerade bei ruhigeren Menschentypen kann es unnatürlich wirken, die Hände sehr aktiv einzusetzen. Hier sollte man einfach auf sein eigenes Gefühl hören, damit es dann auch authentisch wirkt.“ Auch Applaus anzunehmen will gelernt sein und wird unter anderem in der Rhetorik-Akademie geübt.

Authentizität vs. Blackout

In den meisten Fällen haben wir Angst davor, dass das Publikum unsere Wissenslücken aufdeckt. Doch die Expertin beruhigt – eine Präsentation sei keine Prüfung. Nur der/die Vortragende weiß, welche Inhalte vorbereitet wurden. Deswegen sei auch ein Blackout kein Problem. „Wenn ich den Faden verliere, gibt es keinen Grund nervös zu werden. Entweder mache ich einfach mit dem nächsten Thema weiter oder ich stehe dazu und sage, dass ich gerade den Faden verloren habe.“ Auch hier gilt: Authentizität beziehungsweise Ehrlichkeit gewinnt. Und sollte einem das Vergessene wieder einfallen, so bietet es sich an, dieses noch (un)geplant im Abschlussstatement dem Publikum mitzugeben, doch auf keinen Fall zu sagen „Was ich noch vergessen hatte…“.

Auch bei Störungen während der Präsentation, sei es technischer oder menschlicher Natur, heißt die Devise „gelassen bleiben“. Wenn Fragen kommen, auf die Sie keine Antwort wissen, empfiehlt Darnhofer ehrlich zu sein: „Sagen Sie offen, dass Sie diese Frage gerade nicht beantworten können, Sie aber gerne nachschauen und mit dem/der Fragesteller:in später in Kontakt treten. Und stehen Sie auch zu inhaltlichen Fehlern.“

Auch für Zuhörer:innen hat die WIFI-Trainerin einen Tipp: Sobald man merke, dass der/die Vortragende verunsichert ist und man ihn/sie unterstützen möchte, kann man bewusst seine ganze Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken. Das kann schon eine aktiv zugewandte Körperhaltung oder ein Lächeln sein. Diese positive Energie erreiche nicht nur den/die Vortragende:n, sondern kann sich auch positiv auf das restliche Publikum auswirken.
In diesem Sinne:  feuchte Hände und ein mulmiges Bauchgefühl gehören der Vergangenheit an!

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Titelbild: Asier/Stock.adobe.com
Profilfoto: Thomas Magyar|Fotodesign

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