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Wieder Teil von etwas sein – Deutsch zu können ist mehr als eine Zweitsprache

Als Juliia Sonnik aufgrund des Krieges im Frühling 2022 aus der Ukraine flüchten musste, war nichts gewiss. Sie und ihre beiden Söhne (9 und 11 Jahre alt) ließen ihre Heimat, ihre Freunde und Bekannten, ja ihr Leben, zurück. Das Unvorstellbare wurde Wirklichkeit.

Zeitgleich mit dem Flüchtlingsstrom aus der Ukraine wurde auch dem WIFI klar, dass jetzt schnelle Hilfe gefragt ist. Und so wurden bereits im Frühjahr 2022 zahlreiche kostenlose Deutschkurse für ukrainische Schutzsuchende auf die Beine gestellt. Denn Sprache bedeutet Zugehörigkeit, Verbundenheit und eine Chance auf eine neue Zukunft.

WIFI: Frau Sonnik, zuerst einmal vielen Dank für das Gespräch. Wie geht es Ihnen heute?

Heute geht es uns zum Glück gut. Meine Söhne sind 9 und 11 Jahre alt und in Österreich „angekommen“. Wir sind Frau Grishina, der Leiterin des Deutsch-Kurses, sowie dem WIFI, sehr dankbar, dass wir so unbürokratisch und schnell Deutsch lernen konnten. Meine Söhne haben dadurch einen leichteren Start in die Schule und ich habe bereits eine Arbeitsstelle gefunden, verdiene also wieder Geld.

WIFI: Sie mussten aufgrund des Kriegs in ihrer Heimat flüchten. Als sie in Österreich ankamen, war dann gleich klar, dass Sie Deutsch lernen wollen?

Ja, für mich auf alle Fälle. Ich hatte bereits Deutsch in der Schule gelernt, aber wie das so ist mit Sprachen, habe ich vieles vergessen. Und sprechen konnte ich gar nicht mehr. Mit Frau Grishina habe ich nicht nur eine fachliche, sondern vor allem auch menschlich tolle Lehrerin gefunden, die uns beim Sprechen sehr geholfen hat.

WIFI: Menschlich ist da wohl das wichtigste Wort, stimmt´s?

Unbedingt, ja. Die Umstände, die uns zu dem Deutschkurs gebracht haben, sind alles andere als leicht. Es war für mich und meine Söhne eine Wohltat, so fürsorglich willkommen geheißen zu werden. Meine Kinder haben sogar Laptops erhalten, weil wir ja ohne irgendetwas flüchten mussten. Ich bin wirklich sehr dankbar für all das.

WIFI: Was hat Ihnen gut gefallen an den Kursen?

Zuerst einmal, dass ich so schnell Unterhaltungen führen konnte. Ich war relativ rasch in der Lage beim Einkaufen oder in Alltagssituationen Deutsch zu sprechen und hatte so das Gefühl, Teil von etwas zu sein. Die Kurse sind gut strukturiert und für jedes Level angepasst. Ich hatte ja bereits ein paar Vorkenntnisse und freue mich, dass ich das nun vertiefen konnte.

WIFI: Werden Sie noch weitere Kurse besuchen?

Ja, das würde ich gerne. Ich bin noch lange nicht sattelfest in Deutsch und da freue ich mich auf die nächsten Kurse. Aber auch aufgrund von den Menschen, die ich dort kennenlernen durfte.

WIFI: Sie meinen Frau Grishina, die Kursleiterin?

Genau. Aber auch die anderen Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Sie sind alle aufgrund des gleichen Schicksals im Kursraum und das verbindet. Und es tut einfach gut, Gleichgesinnte zu treffen und Menschen, die wissen, wie sich eine Flucht in ein anderes, fremdes Land anfühlt. Es haben sich Freundschaften entwickelt und ich habe das Gefühl, dazuzugehören. Das ist wichtig. Auch für meine Kinder.

WIFI: Was bedeuten diese neuen Freundschaften für Sie?

Viel. Vielleicht alles. Sie geben mir die Kraft, nicht zu verzweifeln. Ich wüsste nicht, wie es mir ohne die Deutschkurse, das daraus entstandene soziale Netz und die Unterstützung von Frau Grishina heute gehen würde. So aufgenommen zu werden, hat für uns 3 viel verändert.

WIFI: Die Sprache ist für Sie also die Brücke in das neue Land, verstehen wir das richtig?

Deutsch zu können ist mehr als die richtigen Worte und die korrekte Grammatik zu benutzen. Es bedeutet für mich, arbeiten gehen zu können, Geld zu verdienen. Es bedeutet, wieder Teil der Gesellschaft zu sein. Und es bedeutet für meine Kinder die Chance, die Schule gut zu beenden und neue Freundschaften zu knüpfen.

WIFI: Worauf freuen Sie sich in den nächsten Monaten?

Auf unseren neuen Alltag. Und auf die nächsten Kurse.

WIFI: Vielen Dank für Ihre Antworten, liebe Frau Sonnik und alles Gute für Sie!

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