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Die kreativsten Ausreden fürs Schwänzen

Was macht man, wenn einen der One-Night-Stand in der Wohnung einsperrt? Wie oft kann eine Oma eigentlich sterben? Und wie ist das mit dem Eisprung bei der Kinderplanung? Alfons Egger hat in seinen Jahren als WIFI-Trainer für die Vorbereitung zur Lehrabschlussprüfung und als Berufsschullehrer schon so einige einfallsreiche Ausreden erlebt.

Egal ob Berufsschule oder WIFI-Kurs – Schwänzer gibt es überall. Und: „Je höher das Alter, desto kreativer und frecher werden die Ausreden“, weiß Alfons Egger. Sein persönliches Highlight aller Ausreden: „Ein Schüler ist statt um 7:45 Uhr erst um 11:30 Uhr in die Schule gekommen. Er war am Abend zuvor unterwegs und hat ein Mädchen kennengelernt, mit dem er auch die Nacht verbracht hat. In der Früh war sie weg und er in einer fremden Wohnung eingesperrt. Der Sprung vom Balkon im dritten Stock war ihm natürlich zu hoch, so dass er bis Mittag warten musste, bis sie wieder nach Hause gekommen ist“, erzählt Egger lachend. Diese kreative Geschichte wurde von ihm sogar ohne Fehlstunden belohnt. Denn bei nicht notorischen Schwänzern wird schon hin und wieder auch mal ein Auge zugedrückt, solange die Leistung am Ende passt. Wenn jedoch das Maß überschritten ist, gibt es klärende Gespräche. Wenn diese auch nicht wirken, muss aufgrund der Schulpflicht in der Berufsschule eine Anzeige geschrieben werden. Der Schwänzer muss dann zwischen 50 und 60 Euro Strafe für einen Fehltag zahlen. Muss der Lehrbetrieb ebenfalls informiert werden, dann gibt es sogar noch einen Gehaltsabzug. „Ein, zwei Sachen können wir mit einem Augenzwinkern sehen, aber mehr nicht,“ so Egger und spricht weiter: „Wir versuchen immer einen gangbaren Mittelweg zu finden – gesetzkonform, aber menschlich.“

Lügen haben kurze Beine und tote Omas

Beim Erfinden von Ausreden sollte aber immer daran gedacht werden, dass die Lehrer im Lehrerzimmer bzw. die WIFI-Trainer miteinander reden. Denn die Ausrede „meine Oma ist gestorben“, verliert nach dem vierten Tod in wenigen Monaten bei verschiedenen Lehrern irgendwann ihre Glaubwürdigkeit. „Wir haben den Schüler dann mal gefragt, wie viele Omas er eigentlich hat und damit war die Geschichte erledigt“, erinnert sich Egger lachend. Aufgrund seiner Erfahrung weiß er in neun von zehn Fällen, wenn es sich bei seinen Schützlingen um eine Ausrede handelt und jemand schwänzt.

In der Erwachsenenbildung ist das etwas anders. Bei WIFI-Kursen muss zwar eine bestimmte Anwesenheitszeit erfüllt werden, aber wenn jemand fehlt, muss das nicht entschuldigt werden. Doch auch ohne Aufforderung erzählen die Erwachsenen von sich aus die tollsten Geschichten: „Ich hatte eine Frau im Kurs, die schon seit zwei Jahren an der Babyplanung gearbeitet hat. Sie konnte nicht am Unterricht teilnehmen, weil sie genau am Kurstag ihren Eisprung hatte und daher auf ihren Ehemann warten musste“, schmunzelt Egger. Kinder sind aber auch wenn sie bereits gezeugt oder auf der Welt sind eine vielfache Ausrede in der Erwachsenenbildung. Genau so wie die klassische Autopanne, die genau am Tag der Klausur passiert und der Abschleppdienst dann zwei Stunden braucht, bis die Prüfung leider schon vorbei ist.

Wenn die Bierfahne die Wahrheit verrät

Kursteilnehmer, die von weiter her anreisen, haben ebenfalls neben Reisegepäck oft auch Ausreden mit. „Es war Altstadtzauber in Klagenfurt und der Kursteilnehmer hatte sichtlich einen lustigen und flüssigen Abend und erschien am nächsten Morgen viel zu spät zum Kurs. Seine Ausrede war, dass sein Hotel leider überbucht war und er in der Früh noch unbedingt mit dem Manager sprechen musste, damit er in der darauffolgenden Nacht wenigstens eine Unterkunft hat. Seine Bierfahne hat ihn allerdings verraten und wir wussten natürlich auch, dass das Hotel nicht ausgebucht war. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich den Schmäh auch schon mal verwendet habe und es okay ist, denn bei mir hat er ja damals auch funktioniert“, lacht Egger.

Der WIFI-Trainer sieht das Thema sichtlich entspannt, denn die Erwachsenen können schon ganz gut ausrechnen, wie oft sie teilnehmen müssen, damit sie ihre 75 % erreichen. „Wenn jemand das selbst ausrechnen kann, habe ich doch schon einen Teil meines Bildungsauftrags erfüllt“, scherzt er. Die kreativsten Schwänzer müssen dann allerdings damit rechnen, dass sie laufend im Kurs auf die Uhr genommen werden und alle etwas von ihren lustigen Ausreden haben.

Egger_Alfons

Alfons Egger ist Berufsschullehrer und unterrichtet am WIFI Kärnten die Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung Bürokaufmann/-frau. Er erkennt beim Schwänzen einen großen Unterschied zwischen Berufsschule und Erwachsenenbildung. Denn in der Berufsschule sind die männlichen Schüler kreativer, in der Erwachsenbildung sind es die Frauen. Wenn er selbst an einem Termin nicht teilnimmt, bedient er sich allerdings nicht an einfallsreichen Ausreden, sondern entschuldigt sich einfach dafür.

Beitragsbild: pathdoc/stock.adobe.com

Portraitfoto von Alfons Egger persönlich zur Verfügung gestellt