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Betriebswirtschaft

Bilanzbuchhaltung: Das WIFI im Erfindermodus

Karl Peßnitzer hat die „Meisterprüfung im Rechnungswesen“ voll im Griff. 45 Teilnehmer führt er als Referatsleiter in jedem Jahr durch einen der gefragtesten Kurse am Arbeitsmarkt: Die Bilanzbuchhalterausbildung – eine Eigenkreation des WIFI…

Seien wir uns ehrlich: Rechnungen machen den wenigsten Spaß – außer man darf sie ausstellen und freut sich schon auf das Klingeln in der eigenen Tasche. Aber, die wenigsten setzen sich gerne hin und schreiben stundenlange Tabellen, werfen mit Zahlen um sich, die andere nicht einmal ausschreiben können und wissen am Ende des Jahres genau auf welchem Konto welcher Geschäftsfall verbucht wird. Gewinne, Verluste und Kosten- und Leistungsrechnungen müssen im Überblick bleiben. Und wohin mit den vielen Abschreibungen?

Jeder, der sich in dieser Welt wiederfindet, kann sich sofort um einen der dutzenden freien Jobs bewerben, die aufploppen, wenn man im Internet nach „Bilanzbuchhaltung“ sucht. Naja, vielleicht nicht sofort, aber bald. So einfach ist das Leben eines Bilanzbuchhalters nämlich nicht, erklärt Karl Pleßnitzer, Produktmanager am WIFI Kärnten. Er kümmert sich unter anderem um die Kursplanung der Bilanzbuchhalterausbildung in Kärnten. Wie gefragt alle sind, die die herausfordernde Prüfung hinter sich bringen, weiß er genau: „Der wohlverdiente Lohn dafür ist die uneingeschränkt hohe Anerkennung des Zeugnisses am Arbeitsmarkt. So kommt es nicht selten vor, dass in Jobanzeigen gezielt und explizit nach WIFI-Bilanzbuchhaltern gesucht wird, da die Unternehmer wissen, welche hohe Qualität sie hier erwarten dürfen. Denn schließlich können sie alle betrieblichen Vorgänge in der Buchhaltung verarbeiten – von der einfachen Buchung bis zur Bilanz.“

Der Referatsleiter kennt die „Meisterprüfung im Rechnungswesen“ wie seine Westentasche. Zwar war er nicht bei allen Kursen „live dabei“ aber immerhin von Anfang an „mittendrin“. Pleßnitzer: „Alleine am WIFI Kärnten haben in den letzten Jahrzehnten weit über 2000 Teilnehmer die Bilanzbuchhaltungsausbildung absolviert!“

Vom Info-Abend zum Modul-System

Los geht es – wie bei den meisten WIFI-Lehrgängen – mit einem kostenlosen Informationsabend. „Diese Informationen unterstützen die Interessierten bei ihrer Entscheidungsfindung“, erklärt der Experte. Organisatorisches steht dabei genauso am Programm, wie Ausbildungsinhalte, Voraussetzungen oder Ausbildungszeiten. Wer sich noch nicht sicher ist oder vollkommener Quereinsteiger ist, fängt meist mit einem bzw. zwei Einstiegskursen ein. Dann geht es zur ersten Prüfung und wer dann noch Freude an der Sache hat, geht in die Vollen! Die Buchhalterprüfung ist auch eine der Voraussetzungen für die Ausbildung zum Bilanzbuchhalter. Außerdem sind je nach Ausbildung zwei oder drei Jahre im Rechnungswesen gefragt.

Die Ausbildung besteht dann aus fünf einzelnen Modulen:

  • Bilanzierung
  • Unternehmensrecht
  • Unternehmensfinanzierung
  • Steuerrecht
  • Kostenrechnung

Kein Themenfeld also, dass man im Selbststudium auf der Couch abarbeitet. Wer möchte, kann aber auch nur einzelne Kurse besuchen.

Den Abschluss gibt es dann mit der Prüfung. Die hat es in sich, denn immerhin sechs Stunden dauert die schriftliche Bilanzierungsprüfung, bei der auch komplexe Sachverhalte gelöst werden müssen. Pleßnitzer: „Der Vorbereitungskurs dauert rund eineinviertel Jahre, wobei die Module geblockt abgehalten werden.“ Bis zur jeweiligen Prüfung ist ein Block dann „ausdoziert“. Bei zusätzlichen „Paukerterminen“ wird richtig gebüffelt. Zeitnah zu den einzelnen Prüfungen gibt es diese intensiven Fragestunden. Dabei lohnt es sich wirklich dabei zu sein, betont Pleßnitzer: „Es werden unter anderem bisherige Prüfungsbeispiele durchgespielt, um sowohl im Leistungsanspruch als auch in der Art der Fragestellung bestens auf die eigene Prüfung vorbereitet zu sein.“

Der Nachfrage nachgekommen

Schon knapp ein halbes Jahrhundert ist es her: Die Wirtschaft war auf der Suche nach einer hochwertigen Buchhaltungsausbildung. Wer fragt, dem wird geholfen! Das WIFI hatte den richtigen Riecher und sorgte mit einem umfassenden Modulsystem für potenzielle Rechengenies.

Wie das gemacht wird?

"Praxis, Praxis, Praxis! Der Fokus liegt, nach der theoretischen Einführung in jedes Schwerpunktthema, ganz klar in der Bearbeitung von Fällen aus der täglichen Praxis."




Die Trainer kommen – wie bei fast allen Kursen des WIFI – aus dem Alltag des Berufs: Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und andere Fachleute aus Unternehmen klären ihr wissbegieriges Publikum gerne auf. Nebenbei gibt es dann auch mal einige Geschichten und Beispiele aus dem Arbeitsalltag. Als Schmankerln und Ausblick in die eigene Zukunft sozusagen.

Viele machen sich nach dem Kurs selbstständig, andere zieht es in einen der zahlreichen Jobs, wieder andere werden von ihrem Arbeitgeber ins WIFI geschickt. Genutzt wird die Weiterbildung jährlich von rund 45 Interessierten. Knapp 90 Prozent davon sind übrigens Frauen, erklärt Pleßnitzer: „Bilanzbuchhaltung ist, wie das gesamte Rechnungswesen, eine stark weiblich geprägte Domäne!“ Aber keine Sorge: Männliche Anwärter sind immer willkommen!

Einen wichtigen Vorteil bietet die Bilanzbuchhalterausbildung am WIFI außerdem: Sie ist international nicht nur renommiert, sondern wird auch von der EMAA (European Management Accountants Association) anerkannt. „Damit sind Absolventen in Österreich oder auch in Deutschland, Tschechien und der Schweiz begehrte Fachkräfte für Führungspositionen“, bestätigt der Experte.

Was kommt danach?

Weiterbildung hört nie auf und in einem Bereich, der so nah am Wandel der Zeit ist, sowieso nicht. Das WIFI bietet einige Kurse zur Auffrischung. Wer damit nicht genug hat, kann sich als Krönung beispielsweise im WIFI Wien den „Bachelor Professional Bilanzbuchhaltung“ holen. Der akademische Lehrgang wird in Kooperation mit der Fachhochschule Wien angeboten und findet großteils online statt. Pleßnitzer: „Absolventen des WIFI-Bilanzbuchhalter-Lehrgangs werden die ersten beiden Semester angerechnet und sie können somit gleich in das dritte Semester einsteigen.“ Nach einem Jahr ist man dann nicht nur Meister sondern auch noch Bachelor Professional.

Titelbild: stockpics/stock.adobe.com

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