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Die einen essen regelmäßig Gemüse, um sich gesund zu halten, die anderen treiben Sport und wieder andere lernen eine Fremdsprache. Was auf den ersten Blick etwas merkwürdig anmutet, ist eine längst bewiesene Tatsache. Sprachen lernen hält das Gehirn fit. Wer eine Sprache lernt, tut aber noch weitaus mehr Gutes für sich.
Vorteile von Bilingualität
Mehrere Sprachen zu sprechen bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Nicht nur, dass man sich fortan in Ländern, in denen eine andere Sprache als die eigene gesprochen wird, mit anderen Menschen austauschen kann und somit auf eigenen Beinen steht, eine neue Sprache zu lernen stärkt auch das Selbstbewusstsein. Unterstrichen wird das beispielsweise durch den Umstand, dass fast alle berühmten Persönlichkeiten mindestens zwei Sprachen sprechen. Damit ist der Zweitspracherwerb ein wichtiges Merkmal der eigenen Persönlichkeitsentwicklung.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich im Kontext des Berufslebens und liegt quasi auf der Hand: Wer in seinem Job viel mit Menschen zu tun hat, gelangt womöglich auch häufiger einmal in eine Situation, in der Fremdsprachenkenntnisse auf die Probe gestellt werden. Dabei ist Englisch zwar immer noch die Sprache, die am häufigsten von Arbeitgebern gewünscht wird, aber auch weitere Sprachen sind auf dem Vormarsch. Wer mehrere Sprachen spricht, tut also nicht nur etwas für sein Selbstbewusstsein, sondern hat auch bessere Karrierechancen.
Eng verbunden mit einer Sprache ist zudem die Kultur derer, die sie sprechen. Wer eine neue Sprache lernt, lernt also weitaus mehr als nur zu sprechen. Man bekommt Einblicke in fremde Kulturen und Lebensweisen und erweitert so seinen Horizont.
Der aber wohl größte Vorteil des Fremdsprachenlernens ist das beim Spracherwerb gleichzeitig geforderte Gehirn als Ganzes. Sprachen lernen ist nämlich, das hat die Forschung herausgefunden, Gehirntraining.
Die Forschung
Unsere Sprache ist voll von Anglizismen. Viele Menschen sind sich dieser gar nicht bewusst, nutzen aber Wörter wie „T-Shirt“, „Push-Up“, „Deal“ oder „shoppen“ wie selbstverständlich. Das ist bereits ein Anzeichen dafür, dass Sprachen lernen kein Ding der Unmöglichkeit ist. Da sich aber nicht nur die Jugend an ebendiesem Wortschatz bedient, zeigt noch etwas anderes ganz eindeutig: Sprachen lernen ist keine Sache des Alters.
Wie beispielsweise die bekannte wissenschaftliche Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ nahelegt, lernen wir Sprachen durch eine Verknüpfung unseres semantischen und prozeduralen Gedächtnisses. Das heißt mit dem Gedächtnis, das bloßes Faktenwissen speichert und dem, das unbewusste Bewegungsabfolgen abspeichert. Durch die Verknüpfung beider, insbesondere durch das Switchen zwischen zwei oder mehreren Sprachen, wird das Gehirn flexibel gehalten – und zwar bis ins hohe Alter.
Länger vor Demenz geschützt durch sprachliches Gehirntraining
Es ist keine Seltenheit, dass Menschen, die nicht mehr auf Schulnoten angewiesen sind, in dem einen oder anderen Sprachkurs anzutreffen sind. Oftmals finden sich hier Rentner, die Sprachen aus purem Interesse lernen möchten. Bislang haben auch schon viele Untersuchungen gezeigt, dass Menschen, die mehr Sprachen als nur ihre Muttersprache sprechen, wesentlich seltener oder später an Demenz erkranken als welche, die nur eine Sprache sprechen. Bis vor kurzem konnte jedoch nicht nachgewiesen werden, dass der Prozess des Spracherwerbs eine Beteiligung an diesem Phänomen hat. Vielmehr ging man davon aus, dass der Intelligenzquotient für die weniger große Anfälligkeit für Demenz verantwortlich war.
Dass letzteres nicht stimmen kann, fand eine Studie heraus, die schon 1947 ihre Anfänge nahm. In diesem Jahr wurden mehr als 850 Kinder, damals alle 11 Jahre alt, auf ihren Intelligenzquotienten hin untersucht. Zwischen 2008 und 2010 untersuchte man die Probanden erneut und fand heraus, dass diejenigen, die inzwischen zweisprachig waren, weitaus seltener an Demenz erkrankt waren als diejenigen, die keine zweite Sprache gelernt hatten – und zwar unabhängig von ihrem IQ.
Eine aktuellere Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Annals of Neurology“ weist zudem darauf hin, dass die Erfolge des Zweitspracherwerbs sich auch dann einstellen, wenn die Sprache nicht immerzu aktiv gesprochen wird. Ein Tandem-Partner ist für den Erwerb einer zweiten Sprache also nicht zwingend erforderlich.
Sprachen lernen: Für wen ist das geeignet?
Die „Annals of Neurology“ thematisiert auch, dass Kinder und Jugendliche vom Zweitspracherwerb ebenso profitieren, wie Erwachsene bzw. Rentner. Die neurologischen Erfolge würden sich bei allen Altersgruppen gleichermaßen einstellen, wenngleich je nach IQ unterschiedlich schnell gelernt würde. Demzufolge ist Sprachen lernen ohne Ausnahme für jeden Menschen geeignet. Die einzigen Unterschiede, die hinsichtlich des Spracherwerbs zwischen Jung und Alt gemacht werden, ergeben sich aus den Methoden, mit denen eine neue Sprache erlernt wird.
Neue Sprachen lernen: Methoden
Nicht jede Methode eignet sich für jeden gleich gut. Großer Beliebtheit erfreuen sich momentan beispielsweise Apps für das Smartphone oder Tablet sowie Programme für den heimischen PC. Allerdings sind all diese Applikationen für Fortgeschrittene ausgelegt, die ihre Grundlagenkenntnisse in einer Sprache eher auffrischen möchten, als sie völlig neu und von Grund auf zu lernen.
Unabhängig davon, ob der Sprachenlerner nun 30 oder 60 Jahre alt ist, kann festgehalten werden, dass ein Sprachkurs tatsächlich die beste Variante ist, um sich eine neue Sprache anzueignen. In einem Sprachkurs haben Lernende nicht nur einen ständigen Ansprechpartner für Fragen oder Unsicherheiten, sie haben auch jemanden, den sie direkt zu allem befragen können, was mit dieser Sprache in Verbindung steht: Kultur, Etikette, womöglich sogar lohnenswerte Reiseziele usw.
Titelbild: puckillustrations/stock.adobe.com